Jahresfahrt unseres Vereins am 15. August 2009

Etwas erschöpft nach dem mühsamen Aufstieg auf das Schloss lauschten die Attendorner den Ausführungen der Stadtführer. Foto: Ernst
Die schnelle Belegung der Busplätze ist seit Jahren ein untrügliches Zeichen für interessante und erfolgreiche Jahresfahrten des Vereins für Orts- und Heimatkunde, die vom „Fahrten-Leiter“ Theo Korte vorbildlich organisiert werden. Dabei legt dieser großen Wert auf die Ausgeglichenheit zwischen einem kulturellen Programm und einer Phase der Erholung. So auch am vergangenen Samstag, als sich die Mitglieder des Vereins bei zunächst undurchdringlichem Nebel auf den Weg nach Marburg machten.
Dort angekommen hatte Theo Korte eine geführte Besichtigung des alten Marburger Schlosses im Angebot. Und das bedeutete, dass ein Teil der Gruppe mit einem Bus hoch hinauf fuhr, während der Rest zunächst mit zwei Aufzügen („unsere U-Bahn fährt senkrecht“, so der Stadtführer) und dann zu Fuß den Schlossplatz erreichte. Aufgeteilt in zwei Gruppen erläuterten die Stadtführer den interessierten Gästen Geschichte und Bauwerk des Landgrafenschlosses, das mit seinen ältesten Teilen aus dem 13. Jahrhundert stammt und eine wechselvolle Geschichte sein eigen nennt. So war es nicht nur Wohnung der Landgrafen von Hessen sondern auch Gefängnis und Hessisches Staatsarchiv. Außerdem enthält es mit dem Fürstensaal seit dem Ende des 13. Jahrhunderts bis heute den größten gotischen Profansaal Deutschlands mit rund 400 Quadratmeter Grundfläche.
Nach diesem ersten kunst- und kulturpolitischen Abschnitt der Fahrt gab es für die Mitglieder des Heimatvereins ausreichend Gelegenheit, die Universitätsstadt Marburg mit seiner vorbildlich sanierten Fachwerk-Altstadt zu erkunden, bevor eine weitere Führung am Nachmittag begann. Diesmal vertieften die Führer den zuvor erhaltenen Eindruck der Altstadt und machten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit dem wohl bekanntesten Bauwerk Marburgs bekannt: die Elisabethkirche. Diese Kirche, die der Deutsche Orden zu Ehren der in Marburg gelebten und hier 1231 verstorbenen Heiligen Elisabeth über ihrem Grabmal errichtete, ist die erste gotische Hallenkirche auf deutschem Boden.
Bereits 1236 nach ihrer Heiligsprechung wurden ihre Gebeine in einen extra dafür angefertigten goldenen Schrein überführt, der seit Jahrhunderten in der Sakristei der Kirche aufbewahrt wird. Seit der Reformation befinden sich allerdings keine Gebeine mehr darin.
Auch die im „Landgrafenchor“ aufgestellten Grabmäler der bis zur Reformation in der Elisabethkirche bestatteten Hessischen Landgrafen – sämtlich direkte Nachkommen der Heiligen Elisabeth – imponierten den Attendorner ob ihrer Größe und Vielzahl enorm.
Alles in allem war dieser Samstag für die Mitglieder des Heimatvereins ein gelungener Tag. Erlebten sie doch eine Stadt, von der vor mehr als 200 Jahren der Marburger Professor Johann-Hinrich Jung-Stilling sagte: „Die alte, von jeher durch den letzten Aufenthalt, Tod und Begräbnis der heiligen Landgräfin Elisabeth von Hessen berühmte Stadt, liegt krumm, schief und buckelig, unter einer alten Burg, den Berg hinab“. Sie sei aber schön und sehr angenehm. Diesem Urteil schlossen sich alle an. (khe)