Einmal noch ……
Hier ein neues Gedicht aus dem Band HEYMOT Gedichte aus Attendorn von Josefine Wagener-Zeppenfeld mit freundlicher Genehmigung der Familie Zeppenfeld in Bensberg:
Eynmol noch…
Manniges Mol geyt miene Sehnsucht doji-en,
Noch eynmol ase Kind ter Heyme te sin.
Eynmol noch met Hiattekloppen de Schulbank drücken.
Imme Fröijohr in der Stesse Schlü-ettelblaumen plüggen.
Eynmol noch en Leierwagen no der Blaike trecken,
Eynmol noch in der Noveskopp Panhas lecken.
Op stiller Stroote noggemol em Versaihgang begian,
Der Missedainer met em Glöckelken, der Pastoer met unsem Häärn.
Eynmol noch met em Avsatz Kühlchen dreggen
Un si-ek üewwern Büel voll Knicker fröggen.
Eynmol noch met em gesunden Rüggen
Wolperten, Himperten, Bremmerten plüggen.
Eynmol noch met em Opa diar de Wäller strieken,
Op sienen Schullern in en Vuelsnest kieken.
Eynmol noch wippend op der Schopsbrügge stohn
Un dann ungerm Schnellmerich diar de Leime gohn.
Eynmol si-ek noch op Fronlichnam fröggen,
Ase Engelken am Altore Blaumen ströggen.
Eynmol noch „töle, töle“ singen
Un fiar de Ehrenpoote Girlanden bingen.
Eynmol noch bi der Bischofsvisite en Gedicht opsi-en,
Un van der Lehrin dann en schöin Bi-elleken kri-en.
Eynmol noch op der Listersperre Schlittschau föern
Un unse Ante sellig de Kapelle dirigeyern.
Eynmol si-ek noch amme Hai-Houpen ruggen,
Eynmol noch üewwer de Guatte en Brückelken buggen.
Eynmol noch imme Fallenrock Ski-föern gohn,
Wo ve em Berge raff ase ne Prima Ballerina utso-en.
Eynmol noch et Glökelken kleppen hören,
Dat ve ouk frouh genaug in der Kerke wören.
Eynmol noch imme Herwest en Auwer flämmen,
un dai Nout dann, et Fü-er wier intedämmen!
Eynmol op em Schaulplatz met dian Kingern, dian vi-ellen
Noch Ringelreihen un Hüppekästchen spi-ellen.
Eynmol noch op diam Karussel en Perreken ri-en,
Owends met der Puppe noggemohl im Kingerberre li-en.
Und hier wie immer die deutsche Übersetzung:
Einmal noch…
Manches Mal geht meine Sehnsucht dahin,
noch einmal als Kind zu Hause zu sein.
Einmal noch mit Herzklopfen die Schulbank drücken,
im Frühjahr in der Stesse (Wiese in Attendorn) Schlüsselblumen pflücken.
Einmal noch einen Leiterwagen zur Bleiche ziehen,
einmal noch in der Nachbarschaft Blutwurst essen.
Auf ruhiger Straße noch einmal einem Versehgang (Krankenbesuch des Pfarrers) begegnen,
der Messdiener mit dem Glöckchen, der Pastor mit unserem Herrn.
Einmal noch mit dem Absatz Kuhlen drehen (Löcher auskratzen)
und sich über einen Beutel voll Klicker freuen.
Einmal noch mit einem gesunden Rücken
Waldbeeren, Himbeeren, Brombeeren pflücken.
Einmal noch mit dem Opa durch die Wälder streifen,
auf seinen Schultern in ein Vogelnest gucken.
Einmal noch wippend auf der Schafsbrücke (Brücke über die Bigge für Schafe) stehen und dann unter der Burg Schnellenberg durch die Leime (bekannter Fußweg) gehen.
Einmal sich noch auf Fronleichnam freuen,
als Engelchen am Altar Blumen streuen.
Einmal noch „töle, töle“ (Lied, das am Altar gesungen wurde, wenn die Bäume für die Prozession aufgestellt wurden) singen
und für die Ehrenpforte (eins der vier Stadttore von Attendorn) Girlanden binden.
Einmal noch beim Besuch des Bischofs ein Gedicht aufsagen,
und von der Lehrerin dann ein schönes Heiligenbildchen bekommen.
Einmal noch auf der Listertalsperre Schlittschuh laufen
und unser Ante (Attendorner Kapellmeister) selig die Kapelle dirigieren.
Einmal sich noch am Heuhaufen ausruhen,
einmal noch über die Gosse ein Brückchen bauen.
Einmal noch im Faltenrock Skifahren gehen,
wo man vom Berge herab wie eine Prima Ballerina aussah.
Einmal noch das Glöckchen (das zur Heiligen Messe ruft) läuten hören,
dass wir auch früh genug in der Kirche wären.
Einmal noch im Herbst ein Ufer flämmen (abbrennen),
und die Not dann, das Feuer wieder einzudämmen!
Einmal noch auf dem Schulhof mit den Kindern, den vielen
Ringelreihen und Hippekästchen spielen.
Einmal noch auf dem Karussell ein Pferdchen reiten,
abends mit der Puppe noch mal im Kinderbette liegen.